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Schmerzmedizin

Aus der Praxis

Sandra L. ist sehr beliebt: Von ihrem Chef wird die 46-jährige geschätzt, da sie stets mehr leistet als die Kollegen. Auch für ihre drei Kinder ist sie stets erste Ansprechpartnerin und immer bereit, sich auch in Schule und Sportverein zu engagieren. Doch seit etwa einem Jahr leidet Sandra L. täglich unter Nacken- und Kopfschmerzen. Die rezeptfreien Schmerztabletten, die sie mittlerweile regelmäßig einnimmt, helfen kaum noch. Ihr Hausarzt ist beunruhigt, als sie ihm erzählt, wie viele Medikamente sie in letzter Zeit genommen hat. Zunächst veranlasst er weitere Untersuchungen, sogar ein MRT des Kopfes. Doch alle Befunde sind unauffällig. Schließlich empfiehlt er Sandra L., sich bei einer Schmerztherapeutin vorzustellen.

Ursachen und Diagnose

Was ist eine Schmerzstörung?
Schmerz betrifft Menschen aller Altersstufen mit verschiedensten Erkrankungen. Neben akuten Schmerzen, welche rasch einsetzen und nur kurzzeitig anhalten, stehen vor allem Schmerzen mit chronischer Verlaufsform im Fokus der Behandlung.

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn Schmerzen über ein individuell nachvollziehbares zeitliches Maß hinaus anhalten oder immer wiederkehren. In diesen Fällen werden die Schmerzen zu einem eigenständigen Krankheitsbild, einer Schmerzstörung. In Deutschland leben etwa 4,4 Millionen Menschen, die aufgrund lang anhaltender Schmerzen körperlich und sozial beeinträchtigt sind.

Wie entstehen Schmerzstörungen?
Bei chronischen Schmerzen hat sich eine Sensibilisierung der für die Wahrnehmung von Schmerzen verantwortlichen Nerven (Nozizeptoren) entwickelt. Die körpereigene Schmerzhemmung funktioniert nicht mehr richtig – schon leichte Reize können daher als schmerzhaft empfunden werden. Im Extremfall bestehen Schmerzen, obwohl der ursprüngliche Auslöser längst behoben wurde.

Neben den körperlichen Faktoren (wie etwa Verletzungen, Verschleiß, Bandscheibenvorfälle) spielen auch psychosoziale Faktoren (wie etwa Stressbelastungen, Ängste, Depressionen) bei chronischen Schmerzen meist eine Rolle.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei mehr als der Hälfte aller Menschen mit chronischem Schmerz dauert es mehr als zwei Jahre, bis sie eine wirksame Schmerzbehandlung erhalten.

Nur durch eine genaue diagnostische Zuordnung der Schmerzursachen ist eine gezielte und effektive Therapie möglich.

Nach einem ausführlichen Gespräch führt der Schmerztherapeut eine gründliche körperliche Untersuchung durch. Auch spezielle Schmerzfragebögen helfen, weiterführende Informationen über die Schmerzsymptomatik zu gewinnen.

Falls erforderlich rundet eine ergänzende apparative Diagnostik die Therapie ab.

Therapie von Schmerzstörungen

Wie werden Schmerzstörungen behandelt?
Das therapeutische Spektrum umfasst einzelne schmerztherapeutische Methoden sowie die gezielte Kombination von Behandlungsverfahren (multimodale Therapie). Beispiele sind:

  • Medikamentöse Schmerztherapie
  • Manuelle Therapie
  • Akupunktur
  • Psychotherapeutische Begleitung
  • Physikalische Therapie
  • Ergotherapie
  • Trainingstherapie
  • Elektrotherapie (z. B. TENS)
  • Neuraltherapie
  • Ambulante Entzugsbehandlung / Pause von Schmerzmitteln

Wie es bei Sandra L. weitergeht

In einem Gespräch mit der Schmerztherapeutin erfährt Sandra L., dass die tägliche Einnahme der Schmerzmittel tatsächlich problematisch ist und langfristig die Schmerzen sogar fördert. Mit Hilfe eines Schmerztagebuches lernt sie, Auslöser ihrer Schmerzen zu erkennen. Das multimodale Therapieprogramm, das die Ärztin ihr anbietet, ist zwar nicht leicht mit ihrem Alltag zu vereinbaren, zeigt ihr jedoch wirksame Wege auf, ihren Schmerzen ohne regelmäßige Medikamenteneinnahme zu begegnen. Ihre Familie unterstützt sie dabei. Seit Sandra L. auf regelmäßige Pausen, Bewegung und ausreichend Schlaf achtet und eine Entspannungstechnik praktiziert, treten die Schmerzen schon deutlich seltener auf.