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Fibromyalgie

Aus der Praxis

Natalie T. war nun schon bei vier Ärzten und hat immer noch keine klare Diagnose erhalten. Die 32-jährige Lehrerin leidet unter einer Vielzahl von Beschwerden: Wandernde Schmerzen, die fast alle Körperregionen betreffen, Verdauungsprobleme, Herzrasen und Schlafstörungen. Morgens quält sie sich aus dem Bett und hat große Schwierigkeiten, den Unterricht in der unruhigen Grundschulklasse zu überstehen.

Nachdem sie nun schon beim Hausarzt, beim Internisten, beim Orthopäden und beim Neurologen war, stellt sie sich heute zum zweiten Mal bei einem Rheumatologen vor. Dieser hat sie bereits gründlich befragt und untersucht, betrachtet nun die (unauffälligen) Ergebnisse ihrer Laboruntersuchungen und teilt ihr eine Diagnose mit, von der sie noch nie gehört hat: Natalie T. leidet an Fibromyalgie.

Ursachen und Diagnose

Was ist Fibromyalgie?
Fibromyalgie (eigentlich: Fibromyalgiesyndrom) ist eine chronische Erkrankung, die sich u. a. durch Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen äußert. Die meisten Betroffenen leiden jedoch auch unter Schlafstörungen, Müdigkeit und anderen scheinbar unerklärlichen Körperbeschwerden wie z. B. Magen-Darm-Problemen, Herzrasen, vermehrtem Schwitzen oder Schwindel.

Wie entsteht Fibromyalgie?
Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass mehrere Faktoren zusammentreffen müssen, damit die Krankheit "Fibromyalgie" auftritt. Als relativ wahrscheinlich gilt, dass genetische Einflüsse – neben anderen Ursachen – eine Rolle spielen. Außerdem können frühe belastende Lebensereignisse dazu führen, dass Betroffene auch später im Leben stärker auf Schmerz- und Stressreize reagieren als andere Menschen. Auch akute Stressbelastungen, z. B. im beruflichen oder privaten Alltag, können zu Veränderungen im Hormon- und Nervensystem führen, die wiederum an der Entstehung der typischen Fibromyalgiesymptome beteiligt sind.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Die gründliche Erhebung der Krankheitsgeschichte und eine vollständige körperliche Untersuchung sind Voraussetzung für die Einleitung einer optimalen Behandlung. Außerdem werden in der Regel einige Blutuntersuchungen durchgeführt, die vor allem dem Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerdebildern dienen. Auch psychologische Tests, die z. B. die Stressbelastung erfragen, sind sinnvoll. Ob darüber hinaus weitere Untersuchungen erforderlich sind, wird im Einzelfall mit Ihnen besprochen.

Therapie der Fibromyalgie

Wie sieht die optimale Therapie des Fibromyalgiesyndroms aus?
In der Behandlung der Fibromyalgie haben sich sogenannte multimodale Therapiekonzepte bewährt. Darunter versteht man eine Kombination mehrerer Behandlungsverfahren (u. a. ärztliche Beratung, Physio- und Ergotherapie, Verhaltenstherapie, Ernährungstherapie, ggf. auch Medikamente). In den meisten Fällen kann diese Therapie ambulant durchgeführt werden. Ganz besonders wichtig für den Behandlungserfolg ist bei der Fibromyalgie – wie auch bei anderen chronischen Schmerzerkrankungen – die Mitwirkung der Patienten. Vieles können Betroffene nach Anleitung in Eigenregie durchführen (z. B. Gymnastik oder Walken, aber auch psychologische Techniken wie z. B. das Führen eines Tagebuches oder das regelmäßige Praktizieren von Entspannungsübungen). Ärzte und Therapeuten stehen dabei als Ansprechpartner zur Verfügung.

Wie es bei Natalie T. weitergeht

Natalie T. hat zunächst viele Fragen an den Arzt und erhält außerdem Informationsmaterial, damit sie mehr über ihre Erkrankung erfahren kann. Der Rheumatologe stellt ihr ein multimodales Therapiekonzept vor: Durch leichtes, aber regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining kann Natalie T. ihre Beweglichkeit und körperliche Leistungsfähigkeit verbessern. Medikamente möchte sie möglichst vermeiden. Natalie erlernt stattdessen ein Entspannungsverfahren, das sie nun regelmäßig vor dem Einschlafen anwendet. Als sehr hilfreich erlebt sie auch die Gespräche mit der Verhaltenstherapeutin - hier geht es vor allem um die Bewältigung von Stressbelastungen im privaten und beruflichen Bereich. Auch wenn die Fibromyalgie nicht heilbar ist, so ist Natalie T. doch sehr zuversichtlich. Denn die lange Suche nach einer Diagnose ist nun endlich beendet und sie bemerkt bereits erste Verbesserungen.