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Bandscheibenvorfall

Aus der Praxis

Wolfgang P. hatte in den letzten Jahren immer mal wieder Rückenschmerzen – doch dieses Mal ist es schlimmer als sonst: Die Schmerzen sind fast unerträglich, ziehen ins rechte Bein und jetzt ist auch noch ein Taubheitsgefühl in der Kleinzehe hinzugekommen. Der Neurochirurg hat den 46-jährigen Steuerberater gründlich untersucht und anschließend eine MRT-Untersuchung (Kernspintomographie) veranlasst. Nun zeigt er Wolfgang P. auf dem Bild die Ursache seiner Beschwerden: Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule. Wolfgang P. möchte nun wissen, was das für ihn bedeutet: Welche Therapie kann ihm helfen? Und wird er die Schmerzen wieder loswerden?

Ursachen und Diagnose

Was ist ein Bandscheibenvorfall - und wie entsteht er?
Bandscheiben sind die "Stoßdämpfer" zwischen unseren Wirbelköpern. Je älter wir werden, desto geringer wird die Fähigkeit der Bandscheiben, Wasser zu speichern. Dadurch trocknet der gelartige Kern im Inneren der Bandscheibe aus und dessen Pufferfunktion verschlechtert sich. Schließlich ist das Bandscheibengewebe der dauernden Belastung ohne Puffer nicht mehr gewachsen und dringt in den Wirbelkanal vor. Drückt Bandscheibengewebe auf Nervenwurzeln, verursacht dies charakteristische Beschwerden – je nach Lokalisation. Die meisten Bandscheibenvorfälle betreffen die Lendenwirbelsäule, doch auch im Bereich der Halswirbelsäule entwickeln sich recht häufig Bandscheibenvorfälle.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Neben den typischen Beschwerden (Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in ein Bein oder einen Arm, Kribbeln, Taubheitsgefühle oder auch Lähmungserscheinungen) ist die körperliche Untersuchung wegweisend. Zur Bestätigung der Diagnose und auch zur Therapieplanung ist eine bildgebende Untersuchung (MRT oder CT) erforderlich.

Therapie von Bandscheibenvorfällen

Welche Bandscheibenvorfälle müssen operiert werden?
Wenn zunehmende Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen oder sogar Funktionsstörungen von Blase oder Mastdarm auftreten, muss in der Regel schnell eine Operation erfolgen. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass Nervenwurzeln dauerhaft geschädigt werden. Eine Operation sollte auch dann erfolgen, wenn eine konservative (nicht-operative) Behandlung über längere Zeit ohne Erfolg geblieben ist und ein Bandscheibenvorfall eindeutig als Ursache der Beschwerden nachgewiesen wurde. Bei einer Operation wird dann das Bandscheibengewebe entfernt, das auf die Nerven drückt.

Wie sieht eine Behandlung ohne Operation aus?
Besonders gute Erfolge werden bei Bandscheibenvorfällen durch multimodale Therapieansätze erzielt, die mehrere Behandlungsverfahren kombinieren.

Typische Bausteine der multimodalen Therapie bei Bandscheibenvorfällen sind:

  • Medizinische Therapie
  • Ggf. spezielle Injektionen (Spritzen) unter Röntgen- oder CT-Kontrolle
  • Patientenschulung
  • Physiotherapie und physikalische Therapieverfahren
  • Ergotherapie
  • Entspannungsverfahren (z. B. Progressive Muskelentspannung)
  • Bei chronischen Schmerzen auch psychotherapeutische Verfahren wie z. B. die (kognitive) Verhaltenstherapie

Wie es bei Wolfgang P. weitergeht

Wolfgang P. ist erleichtert: Sein Neurochirurg hat ihm mitgeteilt, dass keine Operation erforderlich ist. Da er jedoch starke Beschwerden hat, empfiehlt er ihm eine multimodale Wirbelsäulentherapie. Unter computertomographischer Kontrolle wird ein schmerzstillendes Medikament gezielt an die betroffene Nervenwurzel gespritzt. Außerdem erhält er Physio- und Ergotherapie, um rasch wieder beweglicher zu werden. Die Beschwerden lassen nach – bald schon kann Wolfgang P. wieder arbeiten. Doch er wird weiterhin körperlich aktiv bleiben, um seinen Rücken langfristig zu stärken. Außerdem nimmt er an einem Patientenseminar teil und lernt dabei einiges über das „Schmerzgedächtnis“ und effektive Bewältigungsstrategien.